„Sehen“ und „Gesehen werden“ heißt es nicht nur für all jene, die sich im weltweiten Netz verfangen wollen. Sichtbarkeit scheint uns ein Grundbedürfnis. Gut, vielleicht nicht immer und überall. Doch im Großen und Ganzen kommts genau darauf an. Schließlich hängen Sichtbarkeit und Beachtung wie zwei Magnethunde aneinander. Ohne sie wären wir letztlich – wie „Schrödingers Katze“ – irgendwo im Schwebezustand zwischen Existenz und Nichtexistenz.
Für einen Tag hat sich Steffen Landeck mit dem AndersGleich e.V. daher ins Jenaer StadtLab eingemietet. Er betreut geistig und körperlich beeinträchtigte Menschen genauso wie Menschen, die einfach Lust am Musizieren haben. Denn: Musik macht nicht nur Spaß. Sie gibt auch Selbstvertrauen und macht eben sichtbar. Und der Verein will sich zeigen. Zeigen, wer man ist. Wie man zusammen agiert und was inklusive Musik so drauf hat. Und natürlich zeigen, was man als Verein so alles macht. Und das ist eine Menge: Ein inklusives Musikprojekt mit Rockinstrumenten, welches in der Jenaer Gemeinschaftsschule Universaale seine Wurzeln hat, das Projekt „Wasserachse“ in Jena Winzerla oder das jährliche Schrankenlos-Festival sind nur einige Ausläufer des vielfältigen Vereins.
Seit 2011 arbeitet der Musiktherapeut und studierte Sozialpädagoge bereits selbstständig. Eine feste Anstellung? Für ihn wenig reizvoll. Steffen Landeck wollte immer seine eigenen Vorstellungen und Pläne realisieren, wollte „mehr geben“, sagen können: „Das bin ich.“ Doch er kennt somit auch die Problematik der Finanzierung von neuen Projektideen. 2016 hat sich Steffen Landeck daher mit Menschen zusammengetan, die ähnliche Ziele verfolgten. Gemeinsam mit Andreas Lichtner und Musiker Stefan Täubner gründete er in Jena den Verein „Andersgleich“. Seither hat er zahlreiche Kinder betreut. Und manche von ihnen kennt er bereits seit Jahren – ist mit ihnen älter geworden. Wie ein Junge mit Downsyndrom, welcher ihm besonders ans Herz gewachsen ist. Bereits vor 15 Jahren traf Steffen Landeck ihn im Rahmen seiner musiktherapeutischen Arbeit an der UniverSaale Schule. Man begann gemeinsam mit Instrumenten zu spielen. Später entwickelten sich eigene Stücke. Als dann noch ein weiterer Junge hinzukam, gründete man die Band Handicap. „Der kleine Junge von damals, ist heute übrigens schon ganze 27 Jahre“, erzählt der hochgewachsene Mann lächelnd.
Seine Vision für die Innenstadt sind Begegnungsräume – Orte, an denen Menschen sich treffen, sich austauschen können. Neue Betonplätze und Hochhäuser gehen für ihn an den eigentlichen Bedürfnissen vorbei. Wirtschaftliche Aspekte – so sein Ansatz, dürfen nicht das alleinige Kriterium für städtische Entscheidungen sein. Vielmehr sollte man Stadt für alle denken – für Familien, alte Menschen und Menschen mit Handicap. Seine Einmietung ins StadtLab möchte er daher gern zur Gewohnheit machen. Alle zwei Monate – am liebsten noch mehr – möchte er hier Menschen zusammenführen und somit sichtbar werden.