Kreative Ideen umzusetzen, ist die eine Sache. Sie unters Volk zu bringen, gar davon zu leben, eine ganz andere. Für viele hört der Traum spätestens dann auf, wenn sie merken, dass durch Kunst verdientes Brot wahrhaft eine harte Sache ist. Wenn die Kunst dann auch noch zu groß, zu grell, zu diskutabel – ja eben einfach nicht so gefällig ist – schrumpft der Markt zusehend auf ein ganz kleines Brötchen.
Die künstlerische Geschichte von Sven Gollnick aka Abes Erd (ABsterben Eines Stückchen – ERDe“) fing in den 90er Jahren an und stand erst einmal genau vor dieser Problematik. Aus verschiedensten Materialien – meist Müll und Schrott – schuf er Skulpturen mit politischen oder gesellschaftlichen Hintergrund oder einfach weil ihm die Form oder Materialkonstruktion begeisterte. Aus Kindergasmasken, Puppen und Plastik schuf er farblich gestaltete Plastiken und Skulpturen mit dem Titel „Wir sind Schuld“, „Religiöser Wahnsinn“ oder „Das kann kein Gott wollen“. Meist Stücke mit viel Interpretationsspielraum, welche er auch auf Ausstellungen in Salzburg, Köln und Dresden präsentierte. „Doch vermarkten“, so seine Erfahrung, „lässt sich diese Art von Kunst so gut wie gar nicht.“
Natur geprägte Formen in Holz und Steinen
Im Jenaer StadtLab selbst ist von diesen eher kontroversen Werken nichts zu sehen. Stattdessen präsentiert Abes Erd hier Holz. Sich verästelnde Wurzeln, glattgeschliffene Stehlen oder faszinierend geformtes Treibholz stecken da per Metallstab auf Betonsockeln. Mal ist das Material bearbeitet und mit Stahl und Stein kombiniert, mal weitestgehend in seiner natürlichen Form belassen. „Einfach ästhetisch schön“, beschreibt er seine neuen Objekte. Seit gut zwei Jahren hat der Künstler seinen Stil drastisch gewechselt. Auf Reisen an die Ostsee und nach Skandinavien fielen ihn und seiner Frau immer wieder die von der Natur geprägten Formen in Holz und Steinen auf. Mit ihnen blieb er dem Abstrakten treu. „Was für mich zählte, war einzig das Gefallen.“ Nur wenige seiner Skulpturen haben daher auch einen Namen. „Manchmal möchte ich einfach, dass der Betrachter auch das sieht, was ich sehe. Das ist mir aber nur bei ein paar einzelnen Stücken wichtig.“ Vielmehr steht das Natürliche im Vordergrund – dies gilt auch für die Schädlingsbehandlung der Holzstücke. In seiner Gartenlaube und der Werkstatt eines Dornburger Freundes behandelt er seine Objekte mit Wärme, Leinöl und Isopropanol und lässt aus ihnen Skulpturen für den Innen- und Außenbereich werden.
Für die Vermarktung seiner Kunst ist das StadtLab ein Glücksfall, betont Abes Erd. Auch wenn er sich nach gut zwei Wochen – indem er die Räumlichkeiten in eine Galerie verwandelte – noch kein abschließendes Urteil erlauben will. „Wir haben über 500 Besucher innerhalb von 14 Tagen gezählt, darunter auch viele Familien, Menschen ab Mitte 30 und vor allem Frauen. Viele haben mir gesagt, dass es Zeit wird, ein solches Angebot in der Stadt zu haben. Man merkt, dass ihnen im kulturellen, künstlerischen Bereich etwas fehlt.“ Auch ihm selbst reicht das Kunst- und Kulturangebot in Jena nicht aus. „Ja es gibt die Kulturarena, die Göhre oder auch Galerien wie ‚Hubert und Treff‘ aber für die Innenstadt ist mir persönlich das einfach zu wenig.“