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Alle Jahre wieder …

Im Dezember 2024 verwandelte Tillmann Lützner mit der Freien Bühne Jena das StadtLab in ein offenes Theater und belebte die Innenstadt jeden Abend mit der Öffnung eines Kultürchens. Im Interview gewährt der Initiator des einzigartigen Kulturprogramms einen Blick hinter die Kulissen des Projekts.

Kultürchen

…kommt das Christuskind. Das bekannte Lied ist nur eine der vielen Konstanten, die uns jedes Jahr zur Weihnachtszeit begleiten. Ob das obligatorische Plätzchenbacken, das traditionelle Anzünden der Adventskerzen oder der geschmückte Tannenbaum – Weihnachten ist wohl das am stärksten ritualisierte Fest des Jahres. Dies gilt insbesondere auch für die Adventszeit, in der die Stadt alljährlich ihren großen Auftritt hat: duftende Weihnachtsmärkte, glitzernde Beleuchtung und natürlich… Shopping, Shopping, Shopping. Schließlich müssen die Geschenke für die Liebsten irgendwo besorgt werden. Zu keiner anderen Zeit im Jahr bietet die Stadt ein so attraktives Erlebnis- und Begegnungspaket.

In Jena gehört seit einigen Jahren auch das „Kultürchen“ zum städtischen Vorweihnachtspaket. Angelehnt an den klassischen Adventskalender, bietet es 24 Tage lang ein kostenfreies abendliches Kulturprogramm. Organisiert wird es vom Theaterverein „Freie Bühne Jena“. Damit ist es eines der vielen städtebereichernden Angebote, die durch die freie Kulturszene Jenas realisiert werden. Im Gespräch erzählt uns Organisator Tillmann Lützner, warum der Kalender in diesem Jahr seine Türchen im StadtLab öffnet, wie es überhaupt zu diesem besonderen Angebot kam und welche Herausforderungen dieses mit sich bringt:

„Das Ganze hat 2011 in der Johannisstraße ganz klein angefangen. Wir hatten dort ein vierzig Quadratmeter großes Büro und haben für zwei, drei Leute im Advent Programm gemacht. Von 2013 bis 2018 waren wir dann im Johannistor, mussten aber aus Denkmalschutzgründen raus. Seitdem suchen wir jedes Jahr einen neuen Ort. Meistens handelt es sich um Zwischennutzungen, da wir keinen eigenen großen innerstädtischen Raum haben, der dauerhaft nutzbar ist. Zwar haben wir den Kulturschlachthof, in dem wir viel machen, aber für diese Veranstaltungsreihe ist der Ort zu weit draußen. Dieses Jahr sind wir im StadtLab gelandet. Ich finde es toll, im innerstädtischen Raum aktiv zu sein und neue Orte zu beleben. Das war von Anfang an Teil des Konzepts der Freien Bühne, auch weil es keinen festen Spielraum gab. So gehört die Raumsuche ‚alle Jahre wieder‘ quasi zum Konzept.

Durch diese ständigen Ortswechsel sind wir gezwungen, jedes Jahr neu zu denken. Man kommt an einen neuen Ort und setzt sich mit dessen Gegebenheiten auseinander. Hier im StadtLab hatten wir zum Beispiel ganz andere Rahmenbedingungen. In früheren Räumen konnten wir einfach einen Dübel in die Wand hauen. Hier geht das nicht. Dafür haben wir Heizung, Kühlschrank und keine großen Aufwände für die Infrastruktur. So konnten wir diesmal alles in kurzer Zeit aufbauen und sehr planvoll vorgehen – ein Novum für uns, denn normalerweise erfahren wir erst eine Woche vorher, ob wir die Location nutzen können. Insgesamt macht dieser Wechsel aber auch den Reiz aus.“

Eine weitere „Publikumstür“ eröffnete sich dem Team der Freien Bühne während der Pandemie: „2021 kam mit der Coronazeit auch der Livestream dazu. Dank einer Förderung konnte ich damals Streamingtechnik anschaffen und ein kleines Studio im Markt 5 einrichten. So konnten wir das Kultürchen auch in kontaktlosen Zeiten anbieten. Das Konzept des Livestreams will ich auch weiterhin verfolgen. Solche Räume wie das StadtLab sind dafür ideal. Durch das Streaming ist die Veranstaltungsform hybrid geworden – wir haben ein Live-Publikum und Zuschauer, die unser Programm online verfolgen.

Uns ist es wichtig, die Partizipation möglichst niederschwellig zu gestalten. Das Programm ist deshalb kostenfrei. Wir selbst verdienen daran nichts. Ein Teil der Kosten wird über eine Spielzeitförderung gedeckt, der Rest über Spenden finanziert. Die Idee der freien Partizipation ist ein Grundpfeiler des Kultürchens und spiegelt sich auch in der Programmgestaltung wider. Theoretisch kann jeder mitmachen. Ein paar Wochen oder Monate vorher rufen wir Interessierte auf, sich zu beteiligen. So kommen Bands aus Jena, Theaterprojekte und vieles mehr zusammen. Alle Beteiligten arbeiten ehrenamtlich – abgesehen von meiner eigenen Position.

Natürlich bringt der alljährliche Raumwechsel auch Herausforderungen mit sich. Einige Leute sagen: ‚Wir konnten euch gar nicht finden. Ihr seid nicht sichtbar‘. Es braucht immer eine Anlaufphase, auch für uns. Weil wir alles in einem kleinen Team organisieren, fallen am Anfang oft einige Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit hinten runter. Aber das kennen wir von der Freien Bühne. Schon immer war es für viele schwierig, uns irgendwo fest zu verorten, da wir keinen festen Spielort haben.

Letztlich lebt der Verein – und damit auch das Kultürchen – von persönlichem Engagement und Leidenschaft. Jeder gibt, was er kann, und jeder kleine Schritt zählt.“

LEDA PopUp Shop

Nachhaltiges Modelabel präsentiert kolumbianische Designs und Kunst in der Jenaer Innenstadt

Infos
Logo des Modelabels LEDA

Wo? StadtLab Jena, Löbderstraße 6, 07743 Jena

Wann? 01.11. – 21.11.2024 | Montag – Samstag | 11 – 19 Uhr

Wer? LEDA

Frauen und queere Personen auf der Flucht

Plakat- und Bildausstellung des ROSA e. V.

Page to Stage – Lesung, Theater und Musik

Eine Autorenlesung mit Theater und Musik. Was für eine interessante Kombination! Aber funktioniert das denn überhaupt? Auf diese Frage gibt es eine klare Antwort: Ja, das funktioniert!

Rückblick

Im März 2024 lud Autorin Verena Kolb zu einer ganz besonderen Lesung ins StadtLab Jena ein. Gemeinsam mit der Theatergruppe Rausch zog sie das Publikum in den Bann ihres neuen Thrillers und ließ sie in die düstere Atmosphäre von „Extinctia“ eintauchen. Die Schauspieler:innen inszenierten die vorgetragenen Szenen der Autorin fesselnd nach. Licht, Musik, Mimik und Geschwindigkeit der Erzählung waren dabei perfekt aufeinander abgestimmt. Ihr wollt noch mehr über den spannenden Abend im StadtLab erfahren? Dann lest auf der Webseite von Verena Kolb weiter!

Eine-Welt-Haus stellt sich vor

Vom 08. bis zum 28. April 2024 präsentierte der Eine-Welt-Haus e.V. ein besonderes interkulturelles Programm. Von Podiumsdiskussion über Lesung bis hinzu Tango und Zumba wurde die Fläche über drei Wochen lang abwechslungsreich bespielt. Interessierte Jenaer:innen konnten das kostenfreie Angebot des Jenaer Vereins live im StadtLab entdecken.

Bild des Eine-Welt-Ladens in Jena
Programm
Viele Hände bilden einen Kreis
Erste Woche | 08. bis 14. April 2024

Montag | 08.04.
15 Uhr |
Eröffnung – Der Eine-Welt-Haus e.V. stellt sich vor | Infostände des Eine-Welt-Haus e.V. und UNICEF

Dienstag | 09.04.
14 – 18 Uhr | Rausvonzuhaus – Dein Weg ins Ausland | Das Eine-Welt-Haus informiert über Freiwilligendienste

Mittwoch | 10.04.
15 – 18 Uhr | WeltRaum – Sprechstunde
19 Uhr | Martin Ferreira spricht über seine argentinische Hilfsorganisation „Sonrisa“

Donnerstag | 11.04.
15 – 18 Uhr | WeltRaum – Sprechstunde

Freitag | 12.04.
14 – 17 Uhr | Pateneltern stellen ihre letzte Reise vom Januar 2024 in Nicaragua vor
17 – 18 Uhr | Zumbaklasse mit Nadia aus Argentinien

Samstag | 13.04.
14 – 18 Uhr | Werkstattangebot mit Holz für Kinder, Infostände des Iberoamérica e.V., Eine-Welt-Haus e.V. und UNICEF
19 – 22 Uhr | Argentinischer Abend mit Weinverkostung, Tango, Magie, Empanadas

Sonntag | 14.04.
14 – 18 Uhr |Gespräch mit Lichtbildarena-Organisatorin Barbara Vetter und ihrer Tochter Saba Luna

Programm
Wappen der Rapublik Nicaragua auf einer bunten Wand
Dritte Woche | 22. bis 28. April 2024

Montag | 22.04.
16 – 19 | Film „Ein Traum von Revolution“ anschließend Diskussion (Nicaragua)

Dienstag | 23.04.
ab 16 Uhr | Film „Wenn uns die Worte fehlen“ mit anschließender Diskussion unter Teilnahme der Protagonistinnen des Films

Mittwoch | 24.04.
15 – 18 Uhr | WeltRaum – Sprechstunde
19 Uhr | Stammtisch Eine-Welt-Haus e. V. – Kochen mit Mais

Donnerstag | 25.04.
15 – 18 Uhr | WeltRaum – Sprechstunde
18 – 20 Uhr | Jugendbegegnung Jena – San Marcos 2023 stellt sich vor

Freitag | 26.04.
14 – 18 Uhr | Rausvonzuhaus – dein Weg ins Ausland | Beratung zu Freiwilligenprojekten, ehemalige Freiwillige stellen ihre Projekte und Erfahrungen vor, der Eurowerkstatt Jena e.V. präsentiert sich
19 – 22 Uhr | Stammtisch des Iberoamérica e.V.

Samstag | 27.04.
14 – 18 Uhr | Klimaaktionstag – Klimanotstandszentrum, BI Lebenswerte Stadt, Greenpeace und Menschen aus der Klimabewegung stellen ihre Arbeit vor und beantworten Fragen, z.B. zu aktuellen Klimathemen

Sonntag | 28.04.
15 – 18 Uhr | Unterwegs im globalen Süden | 5 Monate in Mittel- und Südamerika – Cornelia Bartlau berichtet von aktuellen Projekten und Aktionen der Partnerorganisationen in Nicaragua, Costa Rica und Argentinien

Infos
Bild des bunten Eine-Welt-Hauses in der Jenaer Innenstadt

Wo? StadtLab Jena, Löbderstraße 6, 07743 Jena

Wann? 08.04. bis 28.04.2024

Wer? Eine-Welt-Haus e. V.

Es ist die Idee

Im November 2023 zog der Kneipomat für ein Wochenende in das StadtLab Jena und verwandelte die Erdgeschossfläche in ein Pop-Up-Restaurant. Erfahrt mehr über das Kneipomaten-Wirtshaus und die tolle Synergie mit der Künstlerin und Designerin Carolina Villages im StadtLab …

Lars Winter vor seinem Kneipomat im StadtLab Jena

Wenn Kleidung eine Sprache spricht

Für zehn Tage zog Designerin Carolina Villegas mit ihrer kolumbianischen Modemarke LEDA ins StadtLab Jena ein. Lest weiter und erfahrt mehr über die Künstlerin, ihre Kunst und was LEDA eigentlich mit einem Schwan aus der griechischen Mythologie zu tun hat…

Eine junge Frau mit Locken schaut auf ein Bild.

Paradies Stübchen

Die Initiative Innenstadt Jena lädt vom 01. bis 30. Dezember 2023 mit dem Paradies Stübchen zum Stöbern ins StadtLab ein! Passend zur Weihnachtszeit erwarten euch Geschenke, Kreatives, Kulturelles und Köstliches aus Jena.

Banner für das Paradies Stübchen der Initiative Innenstadt Jena
Infos
Banner der Initiative Innenstadt Jena für das Paradies Stübchen

Wo? StadtLab Jena, Löbderstraße 6, 07743 Jena

Wann? 01.12. – 30.12.2023, 11:00 – 18:00 Uhr

Wer? Initiative Innenstadt Jena

Weltpremiere

Das Kneipomaten-Wirtshaus im StadtLab Jena!

Teaser Kneipomaten-Wirtshaus

Auf Holz gesetzt

Der Jenaer Künster Abes Erd stellte im StadtLab Jena zwei Wochen lang seine Kunst aus Holz aus.

Ein Mann mit schwarzer Cap und schwarzem Oberteil steht vor einer Kunstaustellung und schaut in die Ferne.
Künstler Abes Erd

Kreative Ideen umzusetzen, ist die eine Sache. Sie unters Volk zu bringen, gar davon zu leben, eine ganz andere. Für viele hört der Traum spätestens dann auf, wenn sie merken, dass durch Kunst verdientes Brot wahrhaft eine harte Sache ist. Wenn die Kunst dann auch noch zu groß, zu grell, zu diskutabel – ja eben einfach nicht so gefällig ist – schrumpft der Markt zusehend auf ein ganz kleines Brötchen.

Die künstlerische Geschichte von Sven Gollnick aka Abes Erd (ABsterben Eines Stückchen – ERDe“) fing in den 90er Jahren an und stand erst einmal genau vor dieser Problematik. Aus verschiedensten Materialien – meist Müll und Schrott – schuf er Skulpturen mit politischen oder gesellschaftlichen Hintergrund oder einfach weil ihm die Form oder Materialkonstruktion begeisterte. Aus Kindergasmasken, Puppen und Plastik schuf er farblich gestaltete Plastiken und Skulpturen mit dem Titel „Wir sind Schuld“, „Religiöser Wahnsinn“ oder „Das kann kein Gott wollen“. Meist Stücke mit viel Interpretationsspielraum, welche er auch auf Ausstellungen in Salzburg, Köln und Dresden präsentierte. „Doch vermarkten“, so seine Erfahrung, „lässt sich diese Art von Kunst so gut wie gar nicht.“

 

Natur geprägte Formen in Holz und Steinen

Im Jenaer StadtLab selbst ist von diesen eher kontroversen Werken nichts zu sehen. Stattdessen präsentiert Abes Erd hier Holz. Sich verästelnde Wurzeln, glattgeschliffene Stehlen oder faszinierend geformtes Treibholz stecken da per Metallstab auf Betonsockeln. Mal ist das Material bearbeitet und mit Stahl und Stein kombiniert, mal weitestgehend in seiner natürlichen Form belassen. „Einfach ästhetisch schön“, beschreibt er seine neuen Objekte. Seit gut zwei Jahren hat der Künstler seinen Stil drastisch gewechselt. Auf Reisen an die Ostsee und nach Skandinavien fielen ihn und seiner Frau immer wieder die von der Natur geprägten Formen in Holz und Steinen auf. Mit ihnen blieb er dem Abstrakten treu. „Was für mich zählte, war einzig das Gefallen.“ Nur wenige seiner Skulpturen haben daher auch einen Namen. „Manchmal möchte ich einfach, dass der Betrachter auch das sieht, was ich sehe. Das ist mir aber nur bei ein paar einzelnen Stücken wichtig.“ Vielmehr steht das Natürliche im Vordergrund – dies gilt auch für die Schädlingsbehandlung der Holzstücke. In seiner Gartenlaube und der Werkstatt eines Dornburger Freundes behandelt er seine Objekte mit Wärme, Leinöl und Isopropanol und lässt aus ihnen Skulpturen für den Innen- und Außenbereich werden.

Für die Vermarktung seiner Kunst ist das StadtLab ein Glücksfall, betont Abes Erd. Auch wenn er sich nach gut zwei Wochen – indem er die Räumlichkeiten in eine Galerie verwandelte – noch kein abschließendes Urteil erlauben will. „Wir haben über 500 Besucher innerhalb von 14 Tagen gezählt, darunter auch viele Familien, Menschen ab Mitte 30 und vor allem Frauen. Viele haben mir gesagt, dass es Zeit wird, ein solches Angebot in der Stadt zu haben. Man merkt, dass ihnen im kulturellen, künstlerischen Bereich etwas fehlt.“ Auch ihm selbst reicht das Kunst- und Kulturangebot in Jena nicht aus. „Ja es gibt die Kulturarena, die Göhre oder auch Galerien wie ‚Hubert und Treff‘ aber für die Innenstadt ist mir persönlich das einfach zu wenig.“