Kreativität bereichert jede Idee: Sie kann helfen, um die Ecke zu denken, neue Perspektiven zu eröffnen und Ziele klarer zu machen. Das gilt insbesondere auch für neue Geschäftsideen. Doch mitunter tanzen diese häufig im – mal mehr mal weniger – engen Raum der eigenen Denkmuster, wo sie dann sich selbst überlassen sind. Das zweite Treffen der Teilnehmer:innen des Ideenwettbewerbs des StadtLabs zielte daher auch vermehrt darauf ab, diesen eigenen Tanzbereich der Denkmuster zu verlassen, umso möglicherweise ganz neue Dimensionen zu finden. Hilfe erhielten Sie dabei von Gründungscoach Matthias Bürger. Der langjährige Geschäftsführer war selbst Gesellschafter eines Start-ups, für das er 2012 mit einem Hauptpreis beim „Gründungswettbewerb – Digitale Innovationen“ ausgezeichnet wurde.
Doch bevor es an diesem Abend daran geht, über den Tellerrand zu schauen, gilt es für die 16 Teilnehmer:innen erst einmal, sich über die eigene Kost klar zu werden. Es ist quasi ein Rendezvous mit der eigenen Idee. Und für dieses werden nun große Formblätter ausgeteilt, welche verschiedene Aspekte der Geschäftsidee thematisieren und grafisch zueinander in Beziehung setzen. „Was will der Kunde?“ „Was will ich?“ „Wer ist meine Zielgruppe?“ „Was will ich eigentlich anbieten?“ „Wen oder was brauche ich?“ Und: „Warum wird meine Idee erfolgreich?“ Schnell stellt sich eine laut denkende Stille bei allen Anwesenden ein. Während es im Vorfeld eher darum ging, anderen seine Idee vorzustellen, ist nun jeder mit dieser „allein“. Stifte kratzen über Papier. Einige überlegen angestrengt, andere scheinen sehr schnell zu wissen, was sie da aufs Papier bringen wollen. Matthias Bürger geht indes zwischen allen Anwesenden herum, gibt Hinweise und Ratschläge, welche Aspekte man noch in sein Gedankengerüst einbauen könnte. Dabei lässt er sich auf jede Idee ein, kitzelt die einzelnen Teilnehmer:innen förmlich am Denkapparat, um ihre bereits vorhandenen Ideen noch weiter auszubauen. Schnell wird klar, dass die bloße Begrenztheit der Geschäftsmodellgrafik sowie deren Anordnung auch dabei hilft, die eigenen Gedanken zu ordnen. „Es ist toll, meine Idee einmal so visualisiert zu haben“, postuliert eine Teilnehmerin. Eine andere sieht sich hier einer Kreativität und Denkkraft ausgesetzt, für die sie zuhause kaum die Ruhe findet. Dass es nach diesem geistigen Futter erst einmal eine kulinarische Pause gibt, scheint dabei für alle gut.
Für den zweiten Teil des Abends hat Matthias Bürger ein Kartenspiel mitgebracht, für das sich nun einzelne Gruppen zusammen finden sollen. Verschiedene Geschäftsmodellmuster sind hier partiell abgebildet, welche die einzelnen Ideenträger:innen nun auf ihre eigene Idee anwenden sollen. Jede(r) Einzelne ist dadurch gewissermaßen gezwungen, den eigenen Tanzbereich des Denkens zu verlassen. „Das kann manchmal sehr konfrontativ sein“, erklärt der Gründungscoach und bittet sogleich: „Lasst euch mal darauf ein! Die Methode hilft wirklich sehr dabei, neue Ideen zu entwickeln.“ Recht schnell entfalten sich in den einzelnen Gruppen denn auch wilde Diskussionen. Denn mitunter gilt es erst einmal überhaupt den auf der Karte abgebildeten Begriff zu verstehen. Was ist eigentlich ein „Open Source Unternehmen“? Und wie kann ich es beispielsweise auf die Idee von „Heilkräuterseminare und Produkte verkaufen“ anwenden? „Vielleicht könnte man ja das Rezept kostenfrei online stellen… Vielleicht bringt mir das ja gar nicht so viel, wenn ich nichts genaues über die Zutaten weiß und ich gehe trotzdem zum Seminar… Vielleicht weckt dieses kostenlose Rezept ja nur die Lust, etwas bereits Hergestelltes zu kaufen…“ Die Ideen spielen förmlich Billiard zwischen den Gruppenmitgliedern, stoßen sich an, ergänzen sich. „Das ist echt witzig. Vielleicht entwickeln wir ja noch zusammen eine bahnbrechende Idee!“, lacht Ideengeberin Ines, die an ihrem Tisch von StadtLab-Organisator Florian Lauterbach unterstützt wird. Eine andere Gruppe hat gerade den Begriff „Crowdfunding“ gezogen und diskutiert nun bereits rege über verschiedene Plattformen und was eigentlich die Vorteile dieser Finanzierungsmethode sind. Matthias Bürger kann hier auch eigene Erfahrungswerte beitragen und unterhält sich angeregt mit Ideengeber Christian, welcher mittels optischer Toolboxen verschiedene Workshops anbieten will. Überhaupt öffnen die Begriffe nicht nur den Raum kreativ zu denken. Oft finden sich innerhalb der Gruppen auch eigene Erfahrungsräume, aus denen jeder zu berichten weiß.
Dass das Gespräch bei der Geschäftsgründung essentiell ist, ist letztlich auch Teil der Fazits von Matthias Bürger: „Um das Interview kommt man nicht herum. Gespräche mit der Zielgruppe sind super wichtig“, erklärt er und gibt allen Teilnehmer:innen des Abends noch einen kleinen Blumenstrauß an Ratschlägen und ganz sicher viele neue Denkanstöße mit nach Hause.