Wie eine Schwalbe keinen Sommer, macht auch eine gute Idee noch keine Innovation. Damit die Gedanken der Wettbewerbsteilnehmer:innen potentiell das nächste Level erreichen, galt es im dritten Treffen zum Ideenwettbewerb den Teilnehmer:innen ganz konkrete Umsetzungshilfen zu geben. Dazu geladen waren die Jenaer Kulturberaterin Xenia Reich-Hemmerich von der reCover Stiftung sowie Eva Großblotekamp von blank – einer Agentur, welche sich für die Zwischennutzung von Gewerberäumlichkeiten in der Stadt einsetzt.
Nach zwei Treffen kennt man sich. Locker begrüßen sich die Teilnehmer:innen des Ideenwettbewerbes. Gut zwei Drittel von ihnen sind auch an diesem Abend erschienen, unterhalten sich angeregt und schauen sich neugierig um. Denn statt im innerstädtischen StadtLab trifft man sich heute in den Räumlichkeiten des „Leuchtturm“ – einem Ort für Coworking-Space am Rande des Jenaer Damenviertels. Eine durchaus passende Location, treiben doch hier tagtäglich Menschen mit unterschiedlichsten Berufen in den offenen Büroräumen ihre Ideen voran. Eine Vielzahl der Wettbewerbsteilnehmer:innen ist erschienen und hört nun gespannt den beiden Berater:innen zu, welche erst einmal sich und ihr breitgefächertes Tätigkeitsfeld vorstellen. „Es tun sich gerade hundert Fragen bei mir auf. Ich muss die erst einmal sortieren“, erklärt nach dieser Einführung Ideenträgerin Sibylle. Wie sie, hören auch viele heute erstmals von den niedrigschwelligen Angeboten für Existenzgründer:innen und Kreativunternehmer:innen.
Um den Abend möglichst gewinnbringend für Alle zu gestalten, bittet Moderatorin Eva-Maria Hartwich die Anwesenden sich für eines der beiden Beratungsangebote zu entscheiden. Für einige keine einfache Sache… Was wenn die eigene Idee sowohl nach potentiellen Raumangeboten als auch nach kultureller Organisation ruft? Doch um eine intensive Beratung, gar konkrete Lösungen soll es hier gar nicht vordergründig gehen. Vielmehr gilt es sich bewusst zu machen: „Welche Angebote gibt es und wie können diese Angebote und Stakeholder mir zukünftig bei der Umsetzung meiner Idee helfen?“ Damit alle Anwesenden kurz ihr eigenes Konzept und die damit verbundenen Fragen darlegen können, werden zehn Minuten pro Teilnehmer:in festgelegt. Eine Zeitbegrenzung, welche von den Ideenträger:innen ein hohes Maß an Fokussierung und von den Beraterinnen ein ebenso hohes Maß an Vorstellungskraft abverlangt. Denn, wo eine Beratung sonst oft mehrere Stunden in Anspruch nehmen kann, ist heute vor allem eines gefragt: eine schnelle Auffassungsgabe. Und das sowohl von den Beraterinnen als auch den Ideenträger:innen. Finanzierungsfragen bei Technikworkshops, die Notwendigkeit von großen Fenstern bei einem Töpferladen oder die Nutzung einer Profiküche um Oxygen-Kräuter-Zusätze herzustellen – im Takt von zehn Minuten bauen sich den beiden Beraterinnen mit jedem Gegenüber neue Gedankengerüste und mit Fragen auf.
Dabei erfahren die Teilnehmer:innen durch Eva Großblotekamp, dass der Zeitraum einer „Zwischennutzung“ durchaus relativ ist und sich von ein paar Wochen bis zu mehreren Jahren strecken kann.“ Überhaupt gibt es hier viele individuelle Parameter, seitens des Vermieters genauso wie von Mieterseite, erklärt sie. „Es gibt kein Patent wie Zwischennutzung funktioniert. Ich vermittelte immer in konkreten Fällen.“ Währenddessen berät Xenia Reich-Hemmerich im Raum nebenan über Themen wie Kulturförderung und Vereinsgründungen und wer bei der ganz speziellen Idee ein guter Ansprechpartner wäre. Ideenträgerin Miriam postuliert am Ende des Treffens: „Eine interessante Erkenntnis war für mich, dass Geldgeber nicht unbedingt Banken sein müssen, sondern dass es auch Kooperation in den jeweiligen Fachbereichen sein können. Dass es sich lohnen kann, auch Kontakt zu fachspezifischen Firmen aufzunehmen, welche konkreten Themen und Ideen fördern möchten, weil diese einen persönlichen Nutzen davon haben.“ Teilnehmerin Katy freut sich zudem, dass sie in den beiden Beraterinnen gute Ansprechpartnerinnen kennengelernt hat, die sie bei ihrer Idee unterstützen können und sie sich dadurch nicht mehr so allein gelassen fühlt. Auch das Resümee der Mentorinnen zum Abend fällt durchweg positiv aus. „Ich hab jetzt einen Haufen Arbeit. Wie schön, dass es so viele tolle Ideen in der Stadt gibt“, lacht Eva Großblothekamp und Xenia Reich-Hemmerich ergänzt: „Es freut mich unglaublich, dass es auch nach Corona noch solch mutige Menschen gibt. Der Abend hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, dass es solche Angebote gibt, wo Menschen sich austauschen können, Ideen entwickeln und wir aus unseren Blasen herausschauen.“